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China Tag 13 – Der Anfang vom Ende

Für den letzten Tag hatten wir kein Programm mehr. Nicht zu letzt wegen gesundheitlicher Einschränkungen – diesmal auf Seiten meiner Liebsten – haben wir einen Großteil des Tages im Hotel verbracht und abgesehen von einem kurzen Ausflug in ein nahegelegenes Einkaufszentrum, wo wir auch nichts mehr gekauft haben, war der Tag ereignislos. Gegen Abend stand auch schon die erste Etappe der Rückreise an. 


Die Straßen von Qinzhou

Um den Stress für den morgigen Rückreisetag möglichst gering zu halten, haben wir beschlossen, zusammen mit Thomas und Fabian schon einen Abend vorher loszufahren und eine Nacht im Flughafenhotel in Nanning zu übernachten. Auf der Busfahr von Nanning nach Qinzhou hatten wir unter anderem einen Bus gesehen, der wegen einer Panne nicht mehr weiterfahren konnte. Wenn uns also am Rückreisetag soetwas passieren würde und wir deswegen den Flug Richtung Hong Kong verpassen, wär das schlecht. Außerdem würde die Rückreise ohnehin anstrengend genug.

Auf der anderen Seite war es schade, Qinzhou und das Brautpaar so schnell wieder zu verlassen. Man hätte sicherlich noch ein paar nette Sachen unternehmen können und vielleicht den ein oder anderen Chinesen abseits des Hochzeitsstress noch besser kennenlernen können. Wie ich es erwartet hatte, war die Zeit einfach viel zu knapp. 

Der letzte Bus sollte um 21 Uhr vom Busbahnhof ablegen. Den hätten wir ohne Probleme nehmen können. Und den hätten wir auch nehmen sollen, das hätte uns den folgenden Stress erspart. Einer der Cousins von Lixia hatte uns aber am Abend zuvor angeboten, uns nach Nanning zu bringen. Also hatte wir mit ihm einen Termin für 20 Uhr ausgemacht. 

Es war keine große Überraschung für uns, dass um 20 Uhr exakt gar kein Auto vor unserem Hotel stand. Kurz vor 20:30 Uhr –  dem Zeitpunkt, wo wir noch problemlos den Bus bekommen hätten – haben wir per Telefon die Zusage bekommen, dass ein Auto kommen würde. Nun, das Angebot vom Vorabend war beim Cousin nicht ganz so gut hängen geblieben und uns wurde klar, dass das Auto und ein Fahrer erstmal organisiert werden musste. Als Auto und Fahrer eine halbe Stunde später da waren, wurde weiterhin klar, dass in dieses Auto niemals fünf Leute mit Gepäck reinpassen, so musste ein weiteres Auto plus Fahrer her. 

Da wurde wieder viel diskutiert und telefoniert und diskutiert und organisiert und diskutiert. Das Schauspiel überraschte uns mittlerweile gar nicht mehr, in China wird immer diskutiert, das gehört dort einfach zum Leben. Nachdem wir unser Gepäck verladeden hatten und auch schon auf unseren Plätzen saßen, wurde über den Preis der Fahrt diskutiert. Auch das gehört in China dazu, es dreht sich alles um Geld. Wir hatten zwar angenommen, dass das Angebot eine Art Einladung war, aber die Fahrer sahen das anders. Am Ende wurde ein Preis vereinbart, der nur leicht unter dem von Busticket plus Taxi lag. Immerhin.

Hätten wir gewusst, auf was wir uns da einlassen, hätten wir gerne mehr bezahlt und den bequemen Bus mit chinesischem TV-Programm genommen, denn die Autos waren unbequem und die Fahrer hatten einen sehr gewöhnungsbedürftigen Fahrstil. 

Die Fahrt fand fast ausschließlich auf einer einfachen Landstraße statt – die Autobahn kostet ja Geld – auf der viele LKWs unterwegs waren, die überholt werden wollten. Dabei spielt Licht eine sehr große Rolle. Zunächst einmal sind die LKWs rundum beleuchtet, sie haben auch seitlich angebrachte Scheinwerfer, die nach hinten leuchten. Dann wird jeder Überholvorgang durch ein komplexes Lichtsignal mit dem Aufblendlicht initiert. Auch während des Überholens wird viel mit dem Aufblendlicht gearbeitet. Kurven sind ebenfalls gute Gelegenheiten, mit dem Aufblendlicht zu signalisieren. 

Eine zeitlang habe ich das für Sicherheitsmaßnahmen gehalten, aber so richtig durchschaubar war das Verhalten unseres Fahrers nicht, es hat uns jedenfalls wahnsinnig gemacht. Eine Szene hat mich besonders irritiert: Ein großer LKW kommt uns auf gerader Strecke entgegen, nach kurzem Lichtwechsel blenden beide Fahrer ab. Wenig später – der LKW kommt uns immer noch entgegen, blendet aber keineswegs auf – schaltet unser Fahrer Aufblendlicht ein und kurz danach wieder aus. Dann wiederholt er die gleiche Aktion. Und dann wiederholt er diese Aktion nochmal. Beim vierten Mal wird es dem LKW-Fahrer zu bunt und er beweist eindeutig, dass er ohne Frage das beste und hellste Aufblendlicht in ganz Südchina dabei hat. Unser Fahrer ist spontan erblindet und bremst auf Schrittgeschwindigkeit runter, bis der LKW vorbei war. Was zur Hölle war das???

Das ging die ganze Fahrt so, sobald Autos oder Kurven in der Nähe waren, spielte unser Fahrer Lichtorgel. Es hat bis Nanning gedauert, bis ich die Ursache für das Verhalten finden konnte: Vor richtungsweisenden Straßenschildern hat er nämlich auch immer abgebremst, bis er nah genug ran war und dann erkannt hatte, was da geschrieben stand. Er war einfach nachtblind! 

Sagen wir es mal so: Wir haben die Fahrt nicht zwangsläufig genossen. Dass das andere Auto mit Thomas und Clemens vor uns nur knapp einer Kollision mit einem umgestürzten Baum entgangen ist, war auch nicht unbedingt beruhigend.  Erst haben wir uns geärgert, dass die Geschwindigkeit kaum über 70 oder 80 hinausging, was die Reise ja auch nicht unbedingt beschleunigt hat, aber hinterher waren wir darüber ganz froh. 

Aber wir haben Nanning lebend erreicht und die Fahrer haben uns noch bei der Hotelbuchung geholfen und den Preis verhandelt, das war ja auch ganz praktisch. Die Ironie bei der ganzen Sache ist dann vielleicht noch die Tatsache, dass das Flughafenhotel in Nanning von allen Hotels der Reise eindeutig das beste war. Trotz des kleinen Stromausfalls zwischendurch.

  1. Mmmh, ich fand die Fahrt ganz lustig, war ne interessante Unterhaltung mit Thomas 😉

  2. Das muss ich bestätigen. Und es ist uns erfolgreich gelungen, den Hauptschnatterpegel von den Vordersitzen auf die Rücksitze zu verlagern. Und das soll schon was heißen bei der durchschnittlichen chinesischen Unterhaltungslautstärke.

  3. Was das angeht, hatten wir ja eigentlich noch Glück: Unser Fahrer hat das Radio irgendwann ausgeschaltet, aber das lag wahrscheinlich daran, dass er nicht gleichzeitig schlecht hören und schlecht sehen konnte.

  4. hey beschwert euch nicht.andere müssen für so einen trip drogen nehmen. 😉

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