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China Tag 4 – Beihai- und Himmelstempelpark


Flaggen am Nationalfeiertag

Tag vier war der 1. Oktober und somit auch der Nationalfeiertag, der dem Gründungsdatum der Volksrepublik China gewidmet ist. Wir waren guter Stimmung und freuten uns darauf, mit den Chinesen zu feiern.


Glocken- oder Trommelturm

Am vierten Tag wollten wir Trommel- und Glockenturm nachholen, standen aber nachdem uns das Taxi dort abgeladen hatte vor verschlossenen Türen. Vermutlich wegen Wartungsarbeiten oder dergleichen waren beide Türme für Besucher nicht zugänglich – bis zum 10. Oktober – und so blieben uns nur ein paar Außenfotos, bevor es zur nächsten Station ging. 


Trommel- oder Glockenturm

Einen kurzen Spaziergang durch malerische Tourigassen später waren wir im Beihai-Park. Die weiße Pagode im Zentrum des Parks hatten wir schon vor zwei Tagen vom Kohlehügel aus gesehen und die war auch unser Ziel.


Idyllische Tourigasse in Peking


Hochzeitspaar beim Fotoshooting

Vermutlich hat der Park deutlich mehr zu bieten, aber so richtig Zeit oder Lust uns damit genauer auseinander zu setzen, hatten wir leider nicht. So führte uns unser Weg mehr oder weniger direkt zur Pagode und von dort auch ohne größere Umwege zum nächsten Ausgang. 


Beihai-See mit weißer Pagode im Hintergrund


Lotuspflanzen

Aus mir noch nicht recht nachvollziehbaren Gründen hat mir dieser Park nicht sonderlich gut gefallen. Es könnte an den wirklich vielen Menschen gelegen haben, die dort überall ähnliche Ziele verfolgten wie wir. Aber eigentlich waren immer und überall Menschen, daran dürfte es also nicht gelegen haben.


Panorama im Beihai-Park


Der Beihai-See von oben

So rein objektiv betrachtet war der Park auch ganz schick, wie alle anderen Sehenswürdigkeiten in Peking auch. Ich hab mich dort aber trotzdem so ein kleines bißchen gelangweilt. 


Informationstafel zur weißen Pagode mit halbem Kindskopp


Innenhof im Beihai-Park

Mittlerweile haben wir das Taxi als Fortbewegungsmittel der Wahl in Peking für uns entdeckt. Die U-Bahn ist zwar an sich ganz nett und unschlagbar billig, aber die Laufstrecken, die sich von den Bahnhöfen zu unseren Zielen immer noch ergeben, waren auf Dauer recht anstrengend, außerdem kann es in der U-Bahn auch mal kuschlig voll werden.


Buddha im Beihai-Park

So schlimm, wie auf diesem Video war es zwar noch nicht, aber es kam schon vor, dass mich das Personal mit Nachdruck in den Wagen geschoben hat. 


Interessanter Baum im Beihai-Park

Die Taxis in Peking hatten dem gegenüber eine Reihe von Vorteilen und der Preis ist verglichen mit hiesigen Taxitarifen immer noch lachhaft. Auch die Kommunikation klappte hervorragend: Mit Karte bewaffnet, kann man jedes Ziel problemlos erreichen. Es war eher schwierig, ein freies Taxi zu erwischen. Also, für alle potentiellen Peking-Reisenden: Offizielle Taxis in Peking kann man problemlos benutzen!


Wachtum der verbotenen Stadt

Und mit dem Taxi ging es zur Mittagszeit zum Südeingang des Himmelstempel-Parks, welcher mir überaus gut gefallen hat. Was für mich übrigens genauso unerklärlich ist, wie meine eher neutrale Haltung zum Beihai-Park, aber wenn ich heute an Peking denke, dann deke ich zuerst an den wundervollen Nachmittag in diesem Park. 


Panorama im Beihai-Park

Dabei war es von Anfang an genauso voll, wie überall sonst auch, vor allem auf dem zentralen Pfad durch den Park, dem wir gemäß Reiseführer natürlich auch gefolgt sind. Aber irgendwas unterschied die sehenswerten Highlights auch so ein kleines bißchen von dem bisher gesehenen.


Münzsportart: Triff eine der Schalen!


Versuchen wir das auch mal!

Der Himmelsaltar war das erste Bauwerk, das uns auf dem Weg durch den Park begegnete. Der Altar bot in seinem konzentrischen Aufbau schon ein besonderes Bild, vermutlich weil dieses flache Rondell schon stark von der übrigen Architektur abwich.


Himmelsaltar im Himmelstempel-Park


Toller Stein, auf dem man sich unbedingt mal drauf stellen muss …


… weswegen man auch gerne Schlange steht.


Der Himmelsaltar von der anderen Seite

Anschließend folgte die Halle des Himmelsgewölbes, die von der sogenannten Echomauer umgeben ist. Ich zitiere an der Stelle mal den Reiseführer: „[Durch die Echomauer] entsteht ein verblüffender akustischer Effekt – selbst ein Flüstern ist von einem zum anderen Ende deutlich zu hören (wenn nicht gerade eine Touristengruppe dazwischen kommt).“ Hier nun das Bild, dass sich uns innerhalb der Mauer bot:

Halle des Himmelsgewölbes

Es könnte als mit den Hundertschaften von chinesischen Staatsfeiertagtouristen zu tun haben, dass wir den beschriebenen Effekt nicht mal auch nur im Ansatz wahrnehmen konnten. Das hielt die Chinesen allerdings nicht davon ab, es nicht doch wenigstens mal auszuprobieren, die Sache mit dem Echo. Also konnten wir hunderte von ihnen beobachten, wie sie vollkommen wirkungslos die Echomauer anschrien. 


Echomauer, ohne Echo

Immerhin ein verlässliches Indiz dafür, dass in chinesischen Reiseführern ähnliche Dinge drin stehen, wie in unserem. Ich hatte mich auch sehr auf die sogenannten Echosteine gefreut, die innerhalb der Mauer liegen sollten. Stellt man sich auf den ersten Stein und klatscht in die Hände, erklingt ein einfaches Echo, vom zweiten Stein aus ein zweifaches und vom dritten Stein ein dreifaches Echo, heißt es. Ich gehe nicht davon aus, dass angesichts von Horden von Menschen dieser Effekt funktioniert hätte, aber auch von den Steinen fehlte jede Spur. Ich vermute mal, dass sie aus Sicherheitsgründen entfernt wurden.


Himmelstempel-Park

Wenn ihr mal die Gelegenheit habt, diese Echomauer bei günstigeren Verhältnissen zu sehen, gebt mir Bescheid, ob das mit dem Echo wirklich funktioniert.


Große Spinne im Himmelstempel-Park

Nach der Halle des Himmelsgewölbes haben wir die eingetretenen Touri-Pfade offensichtlich verlassen, denn es wurde spürbar leerer um uns herum. Wir hatten uns entschlossen, gemäß der Empfehlung des Lonely Planets einen Abstecher zur Halle des Fastens zu machen. Dort angekommen mussten wir ein zusätzliches Ticket kaufen, worüber wir uns schon ein wenig gewundert haben, immerhin hatten wir am Parkeingang ein Rundumsorglos-Ticket erstanden. Aber der Preis für das Zusatzticket war spottbillig und dabei standen Preis und Leistung in wirklich keinen Verhältnis!

Halle in der soeben ein Konzert …


… mit historischen chinesischen Instrumenten stattgefunden hat.

Im Zusatzticket enthalten war neben der Halle des Fastens auch ein kleines Konzert, dessen nächste Aufführung nur noch 10 Minuten hin war, also haben wir das auch mitgenommen. Das Konzert war nochmal etwas abseits und geboten wurde uns eine Show mit historischen chinesischen Instrumenten aus verschiedenen Epochen der chinesischen Geschichte. Das ganze war recht interessant, klang zumindest gegen Ende als alle Instrumente zusammen erklangen auch sehr schön und war mit vielleicht 20 Minuten auch schmerzlos kurz. Ich finde chinesische Musik sehr spannend, wenn auch nur in homöopathischen Dosen.


Eingang zur Halle des Fastens

Nach dem Konzert haben wir das Gelände um die Halle des Fastens betreten. Das war nochmal eine kleine Burg mit Burggraben und Burgmauern mitten im Himmelstempel-Park. Kaum waren wir drinnen, konnten wir den Wert des Zusatztickets erst wirklich begreifen und schätzen.


Halle des Fastens

Innerhalb der Mauern war es leer. Wir haben in der Zeit innerhalb der Burgmauern kaum eine Hand voll Menschen gesehen. Diese Stille und Ruhe und die völlige Abwesenheit von Lärm und Menschen, machten diesen Ort zu einer wahren Oase in der Menschenwüste von Peking. Oder so.


Lustiger Drache auf Vase


Lustiger Drache in Wand

Es war jedenfalls bemerkenswert und man konnte tatsächlich so ein klein wenig das Gefühl zu bekommen, in die Geschichte einzutauchen. So könnte das historische China ausgesehen haben. Also, jedenfalls der Teil, der nur für die priviligierten Mönche und Herrscher zugelassen war, aber immerhin. 


Rote Mauer


Glockenturm neben der Halle des Fastens

Die Zeit der Stille hat dann aber auch irgendwann ihr Ende und so führte uns der Weg wieder zurück zu den Massen und durch das Tor der Ernteopfer zum beeindruckenden Finale des Parks: Der Halle der Ernteopfer. Die Halle folgt dem Muster der konzentrischen Kreise des Himmelsaltars und ist mit ihrer Größe im Vergleich zu den restlichen Gebäuden im Park sprichwörtlich herrausragend. 


Weg zur Halle der Ernteopfer

Wir haben dort eine ganze Weile pausiert und viele Fotos geschossen, genauso wie unsere chinesischen Mittouristen. Was ja fast noch schöner ist, als Sehenswürdigkeiten anzuschauen, ist Chinesen zu beobachten, wie sie sich Sehenswürdigkeiten anschauen und fotografieren. Sie fotografieren nicht einfach den Tempel oder die Halle oder was es eben zu sehen gibt, sondern es muss immer einer der Mitreisenden vor dem Motiv zu sehen sein. 


Halle der Ernteopfer

Und damit das nicht zu langweilig ist, denken sie sich mit beneidenswerter Kreativität ständig neue Posen aus. Das reicht von einfachen Gesten mit den Händen über das Kuscheln mit irgendwelchen Säulen bis zum semi-akrobatischen Gruppenposing, quer über alle Altersgruppen hinweg. Das führt zu sehr lustigen Szenen, vor allem bei den Massen von Touristen wie sie zur unserer Zeit in der Stadt waren: Gemäß der Bauweise der Halle der Ernteopfer reihten sich die Fotografen und ihre Models ebenfalls in konzentrischen Halbkreisen um das Bauwerk auf, um ihr Fotoshooting zu absolvieren. 


Tor der Ernteopfer

Hin und wieder ist mir aber auch aufgefallen, dass einige Fotografen ihr Model in genau der entgegengesetzten Richtung zur Sehenswürdigkeit positioniert haben. Und das meistens so, dass einer von uns im Bild war. Ich habe aus Spaß einfach mal gewunken, als eine Frau ihren Mann mit mir im Hintergrund geknippst hat. Das war recht drollig, zuerst wirkte sie ein wenig ertappt, dann aber machte sie noch ein Foto mit ihrem Mann und mir drauf. 


Chinesinnen posen vor der Halle der Ernteopfer

Ein anderes Mal kamen die Mädchen von den beiden Fotos hier auf uns zu und fragten uns, ob sie sich mit uns fotografieren lassen dürften. Wir hatten nichts dagegen und so haben sie ein paar Fotos ohne kreatives Posing, dafür aber mit drei Langnasen auf ihrer Speicherkarte. Ich habe es leider versäumt, nach dem Warum zu fragen, so richtig wohl war uns bei unserem Superstar-Status eigentlich nicht. Aber gestört hat uns das wiederum auch nicht, sie waren wirklich alle sehr nett und freundlich und zu keinem Zeitpunkt aufdringlich oder etwas in der Art. 


Chinesinnen posen noch etwas mehr vor der Halle der Ernteopfer

Auf dem Weg zum Ausgang des Parks wurde ich noch von einem Chinesen angesprochen, der ein wenig Englisch konnte. Er hielt mich zunächst für einen Amerikaner, als er aber erfuhr, dass wir aus Deutschland kämen, war er sehr begeistert: „Siemens! Very good! Mercedes Benz! Very good!“ Er hat mir das chinesische Wort für Deutschland verraten – Dlougor, oder so ähnlich – und mir schließlich erklärt, dass heute der chinesische Nationalfeiertag wäre und dass China ein großartiges Land sei. Nachdem er mir eine kleine chinesische Flagge geschenkt hatte (die mittlerweile übrigens von den Katzen halb aufgefressen wurde), trennten sich unsere Wege.


Halle der Ernteopfer aus anderer Perspektive

Ich habe die Chinesen wirklich sehr schätzen gelernt. Sie haben ein paar seltsame Eigenarten und auch ein leicht unterschiedliches Empfinden von Rücksichtnahme und Höflichkeit: So kommt es regelmäßig vor, dass einen rüstige alte Ladys zur Seite schubsen, wenn es irgendwas zu holen oder sehen gibt. Sie ziehen ständig die Nase hoch und rotzen gern mal in die Gegend. Aber das alles hält sie keineswegs davon ab, wahnsinnig offenherzig und freundlich zu sein. Die paar Begegnungen mit den echten Chinesen haben viel dazu beigetragen, dass ich mich dort so wohl gefühlt habe.


Halle der Ernteopfer mit blasser Sonne

Kleine Randnotiz zum Thema Smog: Das obige Bild ist gegen 17 Uhr entstanden. Es war gar kein Problem zu der Zeit mit bloßem Auge in die Sonne zu schauen.

Wie jeden Abend endete auch dieser Tag mit einem chinesischen Essen, diesmal in dem Restaurant Three Guizhou Men. Es war das erste Mal, dass uns das Essen in diesem Land nicht so wirklich vom Hocker gehauen hat, was wohl aber nicht an der Qualität der Speisen, sondern eher an unserer Auswahl gelegen haben dürfte. Gut war es immerhin trotzdem noch.

  1. Tagsüber fast sommerlich warm – vielleicht so 25° oder so – gegen Abend und Nacht wurde es dann aber schonmal etwas kühler, vielleicht so 15 – 20°.

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