in china

China Tag 2 – Die erlaubte Stadt

Für den zweiten Tag hatten wir uns ein etwas umfangreicheres Programm zurecht gelegt: Tiananmen Platz, Verbotene Stadt und Trommel- und Glockenturm. Aber schon Sun Tzu wusste seiner Zeit: Kein Plan überlebt den ersten Feindkontakt. So erwartete uns bereits am ersten Tagesordnungspunkt ein kleiner Schock: Der Tiananmen Platz ist groß! Ich wusste jedoch nicht, dass er groß genug ist, um halb China zu beherbergen. Denn halb China war da! Um sich den Tiananmen Platz anzuschauen.


Tiananmen-Platz mit sehr vielen Chinesen

Es gibt laut Reiseführer zwei Termine im Jahr, an denen es in Peking etwas voller werden kann und die man als Außenstehender möglichst meiden sollte: Das chinesische Neujahrsfest und den Nationalfeiertag. Beide Gelegenheiten sind für viele Chinesen die einzigen Zeiten im Jahr, wo sie Urlaub machen und sich ihr Land bzw. ihre Hauptstadt mal genauer anschauen können. Und der Nationalfeiertag war nur noch zwei Tage entfernt. Notiz: Der Reiseführer hat recht!


Olympia hinterlässt viele Spuren in der Hauptstadt

Da standen wir also zwischen 650 Millionen Chinesen auf dem Platz des himmlischen Friedens und wussten nicht wirklich, was wir mit der Situation anfangen sollten. Überall waren Menschen, die sich gegenseitig fotografierten, überall standen Blumendekorationen mit olympischen Motiven rum und aus Lautsprechern dröhnten chinesische Ansprachen in ohrenbetäubender Lautstärke.

 
Tor des himmlischen Friedens

Also bahnten wir uns unseren Weg rüber zum Tor des himmlischen Friedens und in die Verbotene Stadt hinein. Dort waren auch viele Chinesen, aber irgendwie verlief sich das da alles etwas mehr, immerhin ist die Verbotene Stadt wirklich groß, selbst dann, wenn der überwiegende Teil davon für Touristen gar nicht zugänglich – also tatsächlich verboten – ist.


Duan-Tor in der verbotenen Stadt

Der wesentliche Teil war jedoch zugänglich und so konnte man sich ein Bild der traditionellen chinesischen Architektur machen und sich vielleicht so ein kleines bißchen vorstellen, wie das Leben dort wohl früher gewesen sein könnte.


Impression aus der verbotenen Stadt (ohne Menschen)

Mir haben vor allem die Wohnhäuser mit ihren kleinen idyllischen Innenhöfen in den äußeren Bereichen der Verbotenen Stadt gefallen. Hier konnte man das Glück haben, tatsächlich mal völlig allein und abseits des ganzen Trubels die Atmosphäre zu genießen.


Andrang vor der Halle der höchsten Harmonie…

Sehr lustig waren die großen Tore und Hallen mehr so im Zentrum der Verbotenen Stadt. Dort durfte man nicht reingehen, sondern nur reinschauen oder reinfotografieren.


Chinesen, die Schla… mist .. nochmal..

Und hier kommen zwei Eigenarten der Chinesen zusammen:


Chinesen, die Schl … argh… verdammt… nochmal….

  1. Sie sind neugierig. Wenn sie sehen, wie jemand durch eine Tür, ein Fenster oder in ein Loch schaut, müssen sie das auch sehen. Es könnte ja etwas Interessantes zu sehen geben.
  2. Sie können sich nicht anstellen. Trotz aller staatlicher Bemühungen im Rahmen der Olympiavorbereitungen erlebt man in Gesamt-China selten geordnetes Schlangestehen, sondern vielmehr ein chaotisches Gedrängel und Geschubse.


Chinesen, die Schlange stehen. Was auch immer es gibt, es muss spannend sein…

Nun formten sich also vor diesen Türen der Hallen Trauben von Chinesen die in halbgeordnetem Gedrängel dem Eingang entgegen strebten, um dann hastig einen Schnappschuss von den Exponaten im Inneren zu erhaschen. 


… und wertvoll. Und es gibt:

Beim ersten und zweiten Mal sind wir drauf reingefallen und haben den Spaß mitgemacht. 


Nichts.

Irgendwann haben wir aber gelernt, dass es in diesen Hallen für uns wirklich nichts interessantes zu holen gibt:


Mehr nichts.

Ein verstaubter Thron, ein altes Sofa oder ein anderweitig vollkommen uninteressantes altes Sitzmöbel. 


Hui, etwas. Versteckt hinter einer Säule.

Zuweilen war es in dem Gedrängel ohnehin schwer zu erkennen, was man gerade nicht sehen, geschweige denn scharf fotografieren konnte. 


Könnte ein Thron sein, da hinter der dicken Säule.


Und da hat mich die Masse schon weitergedrängt.

Hinter der Verbotenen Stadt ging es für uns weiter in den Jingshan Park und dort dann rauf auf den Kohlehügel, von dem man eine einzigartige Aussicht über Peking genießen kann.


Ausblick auf den Jingshan-Park

Also könnte. Die Aussicht, die wir vorfanden, hat diese Bezeichnung leider nicht verdient. Von der Verbotenen Stadt war gerade mal noch ein Drittel zu erkennen, wenn überhaupt, der Rest verschwand im Nebel. Auf der anderen Seite sah das alles aber auch wieder nicht wirklich schlecht aus, der Smog verlieh der Stadt ein fast schon mystisches Antlitz. 


Ausblick auf Teile der verbotenen Stadt vom Kohlehügel im Jingshan-Park

Wir sind noch ein wenig durch den Park spaziert und haben ein paar sehr interessante Bonsais entdeckt, wobei sich uns die Frage stellte, ob Bonsais nun chinesischer oder japanischer Herkunft sind. Ich habe das mal recherchiert und die Antwort lautet eindeutig: Sowohl, als auch.


Bonsai

Für Trommel- und Glockenturm war es leider schon zu spät, also konzentrierten wir auf die Nahrungsaufnahme, die wir erneut chinesisch gestalten wollten. Unsere Wahl fiel auf ein vornehmlich aufSichuan-Küche ausgerichtetes Restaurant namens Ba Guo Bu Yi. Wieder war das Essen sowohl äußerst chinesisch, als auch gleichermaßen hervorragend. Eine Lektion haben wir dabei aber gelernt: Wenn man als Nicht-Chinese von einer chinesischen Kellnerin ob der Schärfe eines Gerichtes deutlich gewarnt wird, dann kann man damit rechnen, dass das Essen wirklich scharf ist. 


Der Buddha auf dem Kohlehügel des Jingshan-Park

Wir haben den Abend aber ohne größere Verluste überlebt und es hat mich auch keiner des Landes verwiesen, als ich mir am Tisch die Nase geputzt habe.

Hier noch ein paar wenige Impressionen des Tages: 

 


Halle des Volkes, Grand National Theatre (v.l.n.r.)


Rote Flaggen


Soldaten, marschierend


Duan-Tor in der verbotenen Stadt von der anderen Seite


Alte Kanonen in der verbotenen Stadt


Das Mittagstor, Eingang zur verbotenen Stadt


Nochmal das Duan-Tor


Ausblick in die verbotene Stadt vom Mittagstor


Ausblick in Richtung Duan-Tor vom Mittagstor


Das Xihe-Tor


Das Tor der höchsten Harmonie


Dekorative Gräben in der verbotenen Stadt


Halle der höchsten Harmonie


Das Tor der höchsten Harmonie von der anderen Seite


Ausblick über Peking


Ausblick auf die Weiße Pagode im Beihai-Park vom Kohlehügel im Jingshan-Park


Halle zur Bewahrung der Harmonie, Halle der Vollkommenen Harmonie (v.l.n.r.)


Halle der höchsten Harmonie von der anderen Seite


Ein malerisches Tor in der verbotenen Stadt


Impression aus der verbotenen Stadt (ohne Menschen)



Impression aus der verbotenen Stadt (ohne Menschen)


Impression aus der verbotenen Stadt (ohne Menschen)


Super-Mönch


Impression aus der verbotenen Stadt


Park in der verbotenen Stadt


Eine Gasse in der verbotenen Stadt

  1. die leere halle ist cool.haben die dort keine mund zu mund propaganda.man sollte doch meinen das es sich rumspricht , das es nix zu sehen gibt.
    andere sache: danke toba!! hab mich riesig gefreut.

  2. Ich glaube, nachdem einer das Anstehen durchgemacht und überlebt hat, ist er nur ungern bereit zu zugeben, dass es eigentlich vollkommen umsonst war. Daher bleibt der Mythos der Sehenswürdigkeit erhalten. Oder so…

    Und: Keine Ursache. Gern geschehen 🙂

Kommentare sind nicht mehr möglich