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The biggest fuckup 2009

Bevor ich den obligatorischen Jahresrückblick starte, muss ich noch eine Story aus diesem Jahr nachreichen, die nicht ungeblogt bleiben darf. Obwohl sie gewissermaßen sehr schmerzhaft war. Es begab sich an einem recht ansehnlichen Urlaubstag im Herbst, an dem ich über den Vormittag verteilt bei Twitter über Reisetätigkeiten berichtete. Bevor ich mich in einem langen (!) Text ausheule, hier die Meldungen im Wortlaut:


rumaenientweets

Die anschließende Funkstille bei Twitter hatte etwas mit schlechter Laune zu tun. Und mit der Tatsache, dass ich einen hässlichen kleinen Opel Corsa auf Deutschlands Autobahnen in Richtung Berlin steuerte. Was war passiert?

Meine Liebste hatte eine Reise nach Rumänien gewonnen, die aber leider nur von Frankfurt aus startete. Von Berlin bis Frankfurt mussten wir selbst für den Transfer sorgen. Nach unserer Reiseerfahrung, die uns im vergangenen Jahr immerhin nahezu reibungslos durch Chinas tiefste Provinz gebracht hat, waren die Transferzeiten zwischen Zug und Flug mehr als ausreichend und so kam es, dass wir trotz obligatorischer Zugverspätung gefühlt doch mehr als rechtzeitig unsere Boardkarten in der Hand hielten. Es war etwa 11 Uhr, als wir das Checkin hinter uns hatten, der Flug startete um 11:50 Uhr, also alles easy. Bleibt ja noch Zeit für Kaffee und Twitter. Haha.

Nach der kleinen Tasse Kaffee, noch einmal auf die Toilette, klar, ging es entspannt durch die Security (hab ich im Tweet irrtümlich Checkin genannt).  Bei der Passkontrolle hat sich sich noch eine kleine Gruppe von Österreichern vorgeschoben, aber wir hatten es ja nicht eilig. Es waren noch etwa 15 bis 20 Minuten bis zum Start, als wir am Gate ankamen. Die Gruppe Ösis war immer noch vor uns an diesem kleinen Schalter da direkt beim Gate und während wir kurz warteten, bevor wir nach Richtung und Weg fragen konnten, meine ich im Augenwinkel einen Bus abgefahren gesehen zu haben. Und das war es dann auch. Man machte uns in aller Deutlichkeit und Arroganz klar, dass wir zu spät waren und der Flug für uns geschlossen sei.

Ich kann gar nicht in Worte fassen, auf wie vielen Ebenen sich das beschissen angefühlt hat. Zunächst einmal  muss man sich klar machen, dass man gerade selbst einen Fehler gemacht hat. Hätten wir uns nur ein klitzekleines bißchen beeilt – also keinen Kaffee, keine Toilette, keine Ösis – hätten wir den Flieger bekommen.

Aber der Mensch sucht den Fehler ja nicht unbedingt gleich bei sich. Die Zugverspätung! Wäre der Zug 5 Minuten früher – also pünktlich – gewesen, wir hätten sicher ein paar schöne Tage in Rumänien verbracht. Außerdem hat mir niemand gesagt, wann ich am Gate sein muss. Klar, ich habe es versäumt, vorher Referenzurteile zu studieren, wann man laut deutscher Rechtssprechung noch Anspruch auf Beförderung hat und wann dieser Anspruch – ha! – verfliegt. Wie dumm von mir. Aber auch am Flughafen gab es keine Information. Auf der Boardkarte steht drauf, wann das Boarding beginnt, nicht wann es endet. Ein paar kurze Worte am Checkin-Schalter hätten Wunder gewirkt:  Bitte beeilen sie sich, das Boarding endet in einer halben Stunde!

Dann die unendliche Überheblichkeit und Arroganz des Lufthansa-Personals vor Ort: „Sie müssen sich natürlich unverzüglich auf dem Weg zum Gate machen. Das weiß doch jeder.“ Ich behalte meine persönlichen Gedanken und Meinung bzgl. dieser Person lieber für mich, wer weiß welche Ermittlungsbehörden hier sonst demnächst vor der Tür stehen. Angeblich hat man uns auch ausgerufen, aber wir reden hier immerhin von Frankfurt am Main, ne? Lautstärketechnisch muss der sich nicht hinter einem Prodigy-Konzert verstecken.

Es gab natürlich noch Optionen, die Reise dennoch anzutreten. Wir hätten theoretisch auf einen anderen Flug teuer umbuchen können, was ich aus heutiger Sicht sicher auch tun würde, in dem Moment waren wir aber erstmal zu frustriert. Ob das praktisch funktioniert hätte ist noch eine ganz andere Frage, denn unser Gepäck war ja längst an Board des Fliegers und musste dort erst wieder rausgeholt und zurückgebracht werden. Übrigens: Dafür gibt es einen Workflow! Man kann das eingecheckte Gepäck ohne Probleme wieder aus einen Flieger  rausholen, aber nicht zwei Leute mal eben schnell noch zum Flieger hinbringen.

Nach etwa zwei Stunden Warterei hatten wir unsere Tasche endlich zurück, in der Zwischenzeit war auch der einzig sinnvolle Alternativ-Flug längst weg. Nach etwa 7 Stunden Autofahrt mit dem billigsten Mietwagen, den wir kriegen konnten, war unsere Urlaubsreise dann vorbei.

Jeder, dem ich diese Story bisher erzählt habe, hat in etwa gleich reagiert: Also ich hätte da aber einen riesen Aufstand gemacht. Das hätten die mit mir nicht machen können! Vielleicht bin ich der falsche Typ für Aufstände, aber irgendwie will mir auch nicht ganz klar werden, was ich hätte tun können. Also, ohne anschließend als Terrorverdächtiger abgeführt zu werden. Ich habe mich sehr machtlos gefühlt. Zu Hause habe ich die Sache noch mal durch einen Anwalt prüfen lassen, aber abgesehen davon, dass er mir zustimmt, dass wir scheiße behandelt worden sind, konnte er auch nichts für mich tun. Es wurde wohl mal entschieden, dass man 40 Minuten vor dem Start am Gate sein muss, um gerichtlich irgendwelche Ansprüche geltend machen zu können.

Meine aus dem Reiseführer erworbenen Rumänischkenntnisse konnte ich lediglich bei der netten Schalterdame der rumänischen Fluggesellschaft ausprobieren – Multumesc! Aber eines Tages werden wir sicherlich noch nach Rumänien fahren, scheint ein sehr interessantes Land zu sein.

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  • sixumbrellas » Blog Archiv » Frühling und so 4. Januar 2010

    […] hab Urlaub: Morgen gehts nach Prag. Wenn alles klappt, meld ich mich von unterwegs. Ich werd einen großen Bogen um jeden Kaffee machen, bevor ich im Zug sitze, […]

  • sixumbrellas » Blog Archiv » Jahresrückblick 2009 4. Januar 2010

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